Gibt es Sport ohne Wettbewerb? Gibt es sportliche Wettbewerbe ohne Konkurrenz?

Die selbstorganisierten Zusammenschlüsse von Frauen zum Fußballspielen, zum Tanz oder zum Erlernen von Selbstverteidigungstechniken aus der Frauen- und Lesbenbewegung heraus bildeten seit den 1970er Jahren den durchaus gelungenen Versuch, sich autonom und frei von hierarchischen Strukturen einfach der Lust an der Bewegung hinzugeben. Der Bezug auf Frauen war dabei gewollt, Lesben waren und sind auch heute noch in diesen Initiativen, von denen einige zur Vereinsgründung führten, deutlich überrepräsentiert. Sich-messen-wollen steht dabei immer wieder im Zentrum.

Die entsprechende feministische Theorie ließ nicht lange auf sich warten. Mit der Begrifflichkeit der feministischen Sport- und Bewegungskultur eröffneten Feministinnen den Raum für ein neues Begreifen von Bewegung und ihrer Bedeutung für Frauen und Lesben in allen Kulturen.

Buchtitel

Eine einschätzende Betrachtung der ersten 10 Jahre dieser Entwicklung lieferte zum Beispiel Claudia Neidig mit einem Vortrag auf dem Kongreß „Lebensformen und Sexualität“, der im September 1996 in Berlin stattfand. Der Titel lautete: Feministisch-Lesbische Sport- und Bewegungskultur (in: Dokumente lesbisch-schwuler Emanzipation Nr. 8, Berlin 1993


Die Zeitschrift Flipphuhn aus den 1990er Jahren trägt nicht zufällig den Untertitel: „zeitung zu feministischer bewegungskultur und sport“.
In Flipphuhn finden sich jede Menge Berichte über lesbische und lesbisch-schwule Sportereignisse mit und ohne Wettbewerbscharakter (wir suchen weitere Ausgaben von Flipphuhn – bitte melden…)

Die Gay Games und auch die Euro Games waren der Versuch, dem sportlichen Ereignis, der sportlichen Betätigung Vorrang einzuräumen vor Konkurrenz und Hochleistungsbestrebungen, indem auf Vorausscheidungen und Teilnahmebeschränkungen verzichtet wurde. ausZeiten archiviert Broschüren
und jede Menge Zeitungsartikel zu diesen sportlichen Großereignissen.

Fußball ist Begegnung, weltweit.
So beschreibt sich das Projekt Discover Football, das 2009 in Berlin gegründet wurde.
Ihre Ziele formulieren sie so: Wir benutzen Fußball um besondere Begegnungen zwischen Frauen zu ermöglichen, die sich sonst nie getroffen hätten. Die alle gemeinsam haben, dass sie sich in einer Männerdomäne durchsetzen. Wir zeigen starke Frauen, vernetzen Frauenfußballteams und Frauenrechtsaktivistinnen. Damit fordern wir Stereotype rund um den Fußball heraus. Fußball zu spielen bedeutet für Frauen fast überall auf der Welt mit traditionellen Geschlechterrollen konfrontiert zu werden….. Mit Fußball schaffen wir es, Frauen mit sehr unterschiedlichen Hintergründen und Lebenserfahrungen zusammenzubringen und sich trotzdem auf Augenhöhe zu begegnen.

Gay Games

Gay and Lesbian Run Berlin